Klinische Symptomatik

Die Symptome einer Hereditären Neuropathie mit Neigung zu Drucklähmungen (HNPP) reichen von leichten Taubheitsgefühlen bis zu einer HMSN Typ 1A:

•   Gesteigerte Empfindlichkeit der peripheren Nerven gegenüber geringfügigen mechanischen Beeinträchtigungen
•   Rückbildung der Läsionen innerhalb von Tagen bis Wochen
•   Wiederholung der Druckparesen bei ähnlichen inadäquaten Traumata
•   Nervenleitgeschwindigkeit fokal verzögert, zum Teil mit Leitungsblockierung
•   Klinisch kann die HNPP einer HMSN1A im Extremfall nahezu gleichen
•   Einem Carpaltunnel-Syndrom kann eine HNPP zugrunde liegen

Genetik
Bei ca. 80% der Patienten mit klinisch gesicherter HNPP liegt eine zur CMT1A-Duplikation reziproke Deletion von 1,4 Megabasenpaaren der CMT1A-/HNPP-Region auf dem kurzen Arm des Chromosoms 17 (17p11.2p12) vor, die den Genort für das periphere Myelinprotein 22 (PMP22) umfasst. Die dadurch verursachte verminderte Expression von PMP22 führt zu einer tomakulösen Neuropathie.
 
Diese HNPP-Deletion wird autosomal dominant vererbt, kann aber auch durch ein ungleiches Crossing-over neu entstehen. Partielle Deletionen führen zu asymmetrischen, oft spät beginnenden und fokalen Neuropathien. Seltener wird die HNPP durch Punktmutationen im PMP22-Gen verursacht. Mutationen der Gene Myelin Protein Zero (MPZ) und Connexin 32 (Cx32) können zu ähnlichen Neuropathien führen.
 
Die häufigste Form der Hereditären Motorischen und Sensorischen Neuropathie Typ IA (HMSN1A) wird durch die CMT1A-Duplikation der gleichen 1,4 MB Region verursacht, die bei der HNPP deletiert ist.
 
Häufigkeit
Ca. 1 : 5 000
 
Diagnostik
 
Indikation
O. g. Symptomatik, besonders bei familiärer Belastung

Methodik
Stufe 1: Abklärung der HNPP Deletion mittels MLPA
Stufe 2: Bei Fehlen der HNPP Deletion Untersuchung der 5 Exons des PMP22-Gens auf Punktmutationen durch Sequenzierung, ggf. auch des MPZ- und Cx32-Gens.

Material
2 - 4 ml EDTA-Blut

Dauer
Stufe 1: 2 - 3 Wochen
Stufe 2: 4 - 8 Wochen

OMIM
162500 HNPP
601097 PMP22

Quelle: MGZ München